Urfaust


Urfaust
von Johann Wolfgang von Goethe

Tiroler Landestheater  Premiere: 26. September 2010
Regie: Reinhard Göber
Bühne: Helfried Lauckner
Kostüme: Andrea Kuprian

Diese erste Bearbeitung ist ein Faust ohne Prolog im Himmel, ohne Osterspaziergang, Hexenküche und Walpurgisnacht. Der Urfaust konzentriert sich auf die Hauptfiguren: Faust, Margarete und Mephistopheles, und rückt die Gretchentragödie in den Mittelpunkt. Schroffer und schneller als in der späteren Fassung führt die Liebe der unschuldigen Margarete zu dem rastlos suchenden Faust zur Katastrophe, tatkräftig vorangetrieben von Mephistopheles. Böse, witzig, teuflisch blickt er auf das menschliche Treiben, Suchen und Streben. Für dieses Weiterkommen schließt man den Pakt mit dem Teufel.

Dankenswerterweise entdeckte im Jahr 1887 der Literaturhistoriker Erich Schmidt im Nachlass des Hoffräuleins Luise von Göchhausen die Abschrift eines Faust-Fragments, das Goethe, aus Frankfurt kommend, in seinem ersten Weimarer Winter 1775/76 am Hofe vorgelesen hatte. Es handelt sich um 22 Szenen, die der junge Goethe mit 23 Jahren niederschrieb, ein ungebändigtes Kaleidoskop in Vers- und Prosaform, das in seinem stürmisch-drängenden Ungestüm noch so gar nicht an den alten Geheimrat gemahnt.

237 Jahre nach der Entstehung stellt sich die nachdrückliche Frage, was sich am Fauststoff „historisch noch nicht erledigt hat“ (Brecht), was im Mittelpunkt einer heutigen Rezeption stehen könnte. Die Inszenierung bewegt sich in den individuellen und sozialen Auseinandersetzungen einer multikulturellen Parallelgesellschaft, in der existentielle Fragen nach dem Glauben, der Ehre, der Tradition, von Sexualität und Liebe, von Emanzipation und Moral eine Vitalisierung der Faust- Tragödie erfahren.
Pressetext TLT